Friedhelm Boginski

Delegationsreise nach Namibia und Südafrika

Delegation des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung für Namibia und Südafrika

10. - 11. Juli

Vom 10. bis 16. Juli reiste eine 7-köpfige Delegation des Bundestagsausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung nach Namibia und Südafrika. Die FDP wurde dabei von Friedhelm Boginski vertreten. Darüber hinaus waren zwei Abgeordnete der SPD und CDU sowie jeweils ein Abgeordneter der AFD und der Bündnis90/Die Grünen dabei. 

Am Sonntagabend begann die gemeinsame Reise mit dem Abflug von Frankfurt am Main mit dem Ziel Windhoek, Namibia. Dort wurden sie gegen 8 Uhr Ortszeit vom Deutschen Botschafter in Namibia Herbert Beck empfangen und begrüßt.

Nach erfolgreichem Check-In im Hotel folgte ein Frühstück mit Briefing durch den Deutschen Botschafter. Dabei konnte die Delegation das Land und die aktuell politische Situation besser kennenlernen. 

Stadt Windhoek, Namibia
Windhoek, Namibia

Nach dem Frühstück folgte ein Gespräch mit Prof. Dr. Peter Katjavivi. Seit dem 20. März 2015 ist er Parlamentspräsident der namibischen Nationalversammlung.

Darüber hinaus ist er Kanzler der Namibia University of Science and Technology (NUST). Zuvor war er u. a. Namibischer Botschafter bei der Europäischen Union in Brüssel und in Berlin.

Daraufhin wurde mit Obeth Kandjoze, Director General der National Planning Commission, gesprochen. 

Anschließend führte die Delegation weitere Gespräche mit Dr. Itah Kandjii-Murangi, Minister Ministry of Higher Education sowie Jame Mnyupe, Wirtschaftsberater des Präsidenten und Commissioner für Grünen Wasserstoff.

Zum Ende des ersten Tages wurde die Delegation in der Residenz des Botschafters empfangen, wo verschiedene Vertreterinnen und Vertreter der Ministerien, Universitäten und politischer Stiftungen anwesend waren. 

12. Juli

Am dritten Tag der Delegationsreise stand als erster Tagespunkt der Besuch der Southern African Scince Service Center for Climate Chance and Adaptive Land Management (SASSCAL) an. Dr. Jane Olwoch, Executive Director seit 2017 und Spezialistin im Bereich Klimawandel, präsentierte das SASSCAL. 

SASSCAL ist Teil einer breit angelegten Initiative, bei der das BMBF afrikanische Länder beim Aufbau von wissenschaftlichen Strukturen unterstützt, die besonders vom Klimawandel betroffen sind. Seit 2012 verbessert die Forschung der Initiative das Verständnis für Auswirkungen des Klimawandels und des Landmanagements auf die natürliche und sozioökonomische Umwelt im südlichen Afrika. Dabei haben in der ersten Forschungsprogrammphase (2013-2019) 80 Institutionen in 88 Projekten zusammengearbeitet. An der aktuellen Forschungsphase beteiligen sich 52 Institutionen in 13 Konsortien aus allen Mitgliedsländern. 

Aktuell stellt das BMBF 11,5 Millionen Euro für eine zweite Forschungsphase (2020-2024) bereit, wodurch SASSCAL als regionales und international anerkanntes wissenschaftsbasiertes Zentrum für Klima- und Umweltdienstleistungen gestärkt werden soll. Fünf Kernbereiche setzt das Programm dabei als Schwerpunkt: Nahrungsmittelsicherheit, Wassersicherheit, nachhaltige Waldwirtschaft, Erhalt der Biodiversität und Entwicklung und Bereitstellung von Klimadienstleistungen für diese Handlungsfelder. 

SASSCAL spielt dabei eine wichtige Rolle in der internationalen Kooperation des BMBF bei grünen Wasserstofftechnologien und beim Aufbau strategischer Partnerschaften als Türöffner für eine globale grüne Wasserstoffwirtschaft. 

Noch vor dem Mittagessen stand ein Besuch bei der Namibia University of Science and Technology an. Dr. Erold Naomab, Vizekanzler der Universität führte dabei durch die Räumlichkeiten und ermöglichte den Delegierten einen Einblick in die Universität. 

University of Science and Technology, Namibia

Abschließend besuchten die Bundestagsabgeordneten die University of Namibia, wo Vizekanzler Prof. Dr. Kenneth Matengu und Studierende aktuelle Forschungsprojekte vorstellten. 

Besuch der University of Namibia

13. Juli

Nach einer Übernachtung auf der Hakos Guest Farm ging es für die Abgeordneten aus dem Deutschen Bundestag zum HESS - das High Energy Steroscopic System Teleskop des Max-Planck-Instituts Heidelberg. 

Bei der H.E.S.S.1 (High Energy Stereoscopic System) handelt es sich um ein System aus fünf Teleskopen, die zur Beobachtung von hochenergetischer Strahlung aus dem Universum dient. Die H.E.S.S.-Kollaboration besteht weltweit aus ca. 250 Mitgliedern aus 13 Ländern (Armenien, Deutschland, Frankreich, Irland, Japan, Namibia, Niederlande, Österreich, Polen, Schweden, Südafrika, Vereinigtes Königreich). Aus Deutschland sind ca. 90 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beteiligt. Institutionen federführend ist das Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg. Ebenfalls beteiligt ist DESY (Zeuthen) und die Universitäten Berlin (HU), Bochum, Erlangen, Hamburg, Heidelberg, Potsdam und Tübingen. 

 

Teleskop der HESS
Friedhelm Boginski vor einem Teleskop der HESS

Am Nachmittag hatte die Delegation Zeit zur eigenen Verfügung und konnte somit Windhoek erkunden. Übernachtet wurde in der Moonraker Farm. 

14. Juli

Am Donnerstag setzte sich die Reise in Südafrika fort. Gegen Mittag erreichte die Delegation den Cape Town International Airport in Kapstadt. Dabei begrüßte sie die Generalkonsulin von Kapstadt, Tanja Werheit.

Nach dem Check-In im Hotel wurde die Stellbosh University (SUN) besichtigt. Auf der Hinfahrt wurde dabei ein Briefing zur politischen Lage in Südafrika gegeben. 

Kapstadt

Anschließend zeigte Prof. Brian Allwood (Professor für Pneumologie und ausgezeichnet für seine Forschung an Post-Tuberkulose) das Department of Medicine. Themenschwerpunkt war dabei das vom BMBF geförderte Projekt „TB-Sequel“. 

Das Forschungsnetzwerk „TB-Sequel“ erforscht den Einfluss von Begleiterkrankungen und Risikofaktoren auf den Krankheitsverlauf, insbesondere Langzeitfolgen, einer Lungentuberkulose. Hierfür werden rund 1500 Betroffene aus 4 afrikanischen Ländern in einer Langzeitstudie untersucht, um besser zu verstehen, welche klinischen, mikrobiologischen und immunologischen Faktoren die Heilung beeinträchtigen und auf das Gesundheitssystem wirken. 

Insgesamt investiert das BMBF ca. 55. Mio. Euro in die erste Hauptphase, wovon etwa 14. Mio. Euro an das „TB-Sequel“ Netzwerk ging. 

Danach besuchte die Delegation das Centre for Epidemic Response and Innovation (CERI). Dort bot sich die Möglichkeit, sich mit verschiedenen Professorinnen und Professoren beim Mittagessen auszutauschen. Dabei anwesend war der deutsche Virologe Prof. Wolfgan Preiser, Prof. Tulio de Oliveira (Entdecker der Omikron-Coronamutante) und Prof. Allwood. 

 

Roundtable mit Professorinnen und Professoren

Am Nachmittag wurde das UNESCO Weltkulturerbe, der Kirstenbosch Botanische Garten erkundet. Dieser wurde 1913 von Prof. Pearson gegründet und erhält die einzigartige Artenvielfalt der Kapregion. 

Passend zum Themenfeld führte die Delegation ein Gespräch mit Prof. Guy Midgley, Koordinator des BMBF-Programms SPACES zu Biodiversität und Klimawandel. 

Das SPACES II Programm läuft seit 2018. Das Fördervolumen beläuft sich auf 20,23 Mio.€. Es zielt auf die Durchführung von wissenschaftlichen Kooperationsprojekten im südlichen Afrika aus, die zur Formulierung wissenschaftsbasierter Empfehlungen für das Management der marinen und terrestrischen Ökosystem und Landschaften beitragen und die nachhaltige Nutzung sowie den Erhalt der verschiedenen Ökosystemdienstleistungen in der Region sichern. Die Fördermaßnahme SPACE hat u. a. in den vergangenen 10 Jahren  zum besseren Verständnis von Prozessen des Klimawandels, Landmanagements und innerhalb von Meeresökosystemen beigetragen. Zudem ermöglicht das Programm Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern den gemeinsamen Zugang zu exzellenter Forschungskompetenz, Forschungsinfrastruktur und Feldstandorten. 

Am Abend traf sich die Bundestagsdelegation mit Prof. Guy Midgley und Dr. Mike Feste, Vertreter des BMBF-Projekts Farm Impact, zum Abendessen und informierten sich tiefgreifend über das Projekt. 

Farm Impact ist ein Forschungs- & Entwicklungsprojekt des CLIENT II und hat ein Volumen von 1,1 Mio. Euro. Eine verbesserte Wassernutzung in der Landwirtschaft ist in Südafrika eine wesentliche Voraussetzung für die Anpassung an den Klimawandel. Im Projekt kombinieren deutsche und südafrikanische Partner technische Lösungen mit ökologischen Ansätzen und untersuchen die Wirkungen von Windschutzhecken auf das Mikroklima sowie die Produktivität im Wein- und Obstanbau in der westlichen Kapregion. Das Vorhaben verfolgt den Ansatz der klimaangepassten Landwirtschaft, welcher sowohl ökologische als auch technologische Maßnahmen umfasst, um den Wasserverbrauch zu reduzieren. 

15. Juli

Am nächsten Morgen folgte ein weiteres Briefing beim Frühstück zum Farm-Impact Projekt. Anschließend wurden die Versuchsanlagen der Farm zur Entwicklung nachhaltiger Methoden in der Landwirtschaft besichtigt. 

Besichtigung Farm Impact

Anschließend erhielten die Abgeordneten einen Einblick in ein weiteres BMBF-Projekt: CAPE TVET zum Kapazitätsaufbau für die Berufsbildung in Südafrika. 

Ziel des Forschungsvorhabens ist die Untersuchung länderspezifischer Anforderungen zur Etablierung eines Hochschulqualifizierungsprogramms für Lehrkräfte in der beruflichen Bildung in Südafrika. Dabei sollen geeignete Transferelemente aus dem deutschen Berufsbildungssystem identifiziert und für den Transfer vorbereitet werden. Im Zuge des Vorhabens wird eine deutsch-südafrikanische Forschungsgruppe etabliert. Eine Vergleichsanalyse der deutschen und südafrikanischen Hochschul- und Berufsbildungssysteme ermöglichen eine Einschätzung bezüglich länderspezifischer Transferpotenziale vorhandener deutscher Methoden und Modelle. Die Erhebungen münden in Handlungsempfehlungen für die Entwicklung von bedarfsorientierten Studiengängen für die Ausbildung von TVET-Lehrkräften an der Partnerhochschule in Südafrika und für eine modernisierte arbeits- und geschäftsprozessorientierte Berufsausbildung. Das Teilprojekt ist durch die Entsendung eines Forschers von Flensburg an die südafrikanische Partneruniversität bilateral aufgestellt. So können vorhandene Ressourcen in Flensburg genutzt werden, die Rahmenbedingungen in Südafrika unmittelbar analysieren. Zudem wird der Kapazitätsaufbau an der Partneruniversität unterstützt. 

In Cape Town besuchte die Delegation gegen Mittag das Datenzentrum des Radioteleskops Square Kilometre Array (SKA). 

Nach Inbetriebnahme wird das SKA das weltweit größte und empfindlichste Radioteleskop sein. Dafür werden die Signale vieler Einzelantennen unterschiedlichen Typs kombiniert, die an zwei Standorten großflächig verteilt werden: in Südafrika und in Australien. Die Bauphase hat im August 2021 begonnen und läuft voraussichtlich bis 2029. Mit dem SKA sollen dann zentrale astronomische Fragestellungen bearbeitet werden. So soll die Natur der dunklen Materie und Energie sowie die Prozesse bei der Entstehung und Entwicklung von Galaxien, Sternen und Planeten und interstellarer Materie erforscht werden. 

Am Nachmittag erreichte die Delegation eine Rhino-Farm in Johannesburg, wo sie beim Abendessen ein Gespräch mit Dr. Petra Kretzschmar führte.

Sie ist Projektleiterin eines Forschungsprojektes für Nashörner und seit 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung Berlin. Dabei forscht sie im Arten- und Naturschutzbereich mit dem regionalen Schwerpunkt Südostasien und südliches Afrika. Seit 2017 ist sie Mitglied der asiatischen Nashorn Specialist Group der IUCN. 

Nashörner

16. Juli

Der letzte Tag begann mit einer Forschungsexpedition zur Kennzeichnung junger Nashörner. 

Auf dem Weg zur Forschungsexpedition

Am Nachmittag stand noch ein Gespräch mit der Vorsitzenden des Ausschusses für höhere Bildung, Wissenschaft und Innovation, Nompendulo Mkhatshwa an. Dabei erhielt die Delegation weitere Einblicke in die politische Situation Südafrikas und der Entwicklung im Bildungsbereich. 

Die Reise endete am Abend mit dem Rückflug nach Frankfurt am Main. 

Fazit

Viele positive Eindrücke konnte Friedhelm Boginski aus Namibia und Südafrika mit nach Deutschland nehmen. In seiner Arbeit im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung wird er die Erkenntnisse einfließen lassen und auch künftig die Entwicklung im Bereich Bildung und Forschung in Afrika beobachten. 

Friedhelm Boginski Daumen hoch